Vorstandswechsel mit Weitsicht beim Caritasverband Oberhausen e. V.
Mit Weitsicht und guter Planung konnte der Caritasverband Oberhausen e. V. erfolgreich einen Wechsel seines langjährigen zweiköpfigen Vorstands realisieren. Erfahren Sie mehr über Maßnahmen und Strategien, die einen reibungslosen Vorstandswechsel möglich machen.
Mit Blick auf das Jahr 2018 sah sich der Caritasverband Oberhausen e. V. mit der Herausforderung konfrontiert, die Nachfolge für gleich zwei langjährige Vorstände – nahezu Urgesteine des Verbands – sicherzustellen, deren Berentung fast zeitgleich anstand. Werner Groß-Mühlenbruch stand 20 Jahre lang an der Spitze des Verbands, Reinhard Messing war seit 2011 im Vorstand aktiv und insgesamt rund 40 Jahre beim Verband. Um die betriebliche Kontinuität des Verbands zu sichern, waren sich alle Beteiligten bewusst, dass ein solcher organisationaler Wandel einer vorausschauenden Planung bedurfte.
Kontinuität und Wandel in der Nachfolgeplanung verbinden
„Der Grundgedanke der damaligen Vorstände war, durch die Nachfolgeplanung sowohl Kontinuität als auch Wandel zu ermöglichen“, erklärt Michael Kreuzfelder, neuer Direktor und Vorstandssprecher der Caritas Oberhausen: Das, was den Verband ausmachte, sollte gewahrt werden, während gleichzeitig Synergien des Führungskräftewechsels genutzt werden sollten. So wurde die Kontinuität durch die Besetzung eines Vorstandspostens mit einem erfahrenen Nachfolger aus den eigenen Reihen sichergestellt: Detlef Nitsch, der zuvor die Leitung der Zentralen Dienste innehatte, kannte den Verband zum Zeitpunkt des Wechsels bereits gut, sodass er die Vorstandsposition mit kaufmännischem Schwerpunkt übernahm. Vor dem Hintergrund, dass Nitsch selbst in einigen Jahren in den Ruhestand gehen wird, nimmt er insbesondere für die strategische Gestaltung der Nachfolge eine Schlüsselposition ein.
Das Pendant der Doppelspitze mit fachlichem Schwerpunkt bildet Michael Kreuzfelder, ehemaliger Pressesprecher des Caritasverbands Essen. Mit ihm gewann der Caritasverband Oberhausen im April 2017 einen externen und jüngeren Nachfolger, der den Verband und den Prozess von außen betrachten und somit einen wertschöpfenden Beitrag für den Wandel leisten konnte. Während seiner vorherigen Tätigkeit hatte Kreuzfelder bereits mit dem Oberhausener Vorstand zusammengearbeitet, wodurch dieser auf ihn aufmerksam geworden war.
„Am Anfang war ich noch nicht entschieden, ob ich die Führungsspitze übernehmen wollte. Aus eigener Initiative hätte ich mich wohl nicht auf eine Stelle dieser Art beworben“, reflektiert Kreuzfelder. Die Gestaltung der Stellenübernahme im Team – und als Prozess angelegt – habe ihn jedoch davon überzeugt, einzusteigen. „Dabei gab es die Absprache, dass ich zunächst schauen kann, wie sich die Situation für mich und den Verband entwickelt, mit der Option, auch in der zweiten Reihe zu bleiben.“ Ein Jahr lang haben die Mitglieder des alten Vorstandes Kreuzfelder beim Einstieg in die neue Rolle begleitet, zunächst als Vorstand „Fachpolitik & Kommunikation“.
Dazu bildeten die beiden Vorgänger und Nachfolger ab April 2017 einen erweiterten Vorstand. „Im Prozess kamen wir dann an einen Punkt, an dem klar war, dass wir unsere Rollen als neue Vorstände erst vollständig einnehmen können, wenn die langjährigen Vorstandsmitglieder nicht mehr präsent sind. Und so haben sich die beiden dann nach und nach zurückgezogen“, erinnert sich Kreuzfelder.
In der praktischen Einarbeitung legten die ehemaligen Vorstände besonderen Wert auf ein klares Rollenlayout der Nachfolgenden. Zwar hatten Nitsch und Kreuzfelder bereits ihre Schwerpunkte, die Aufgaben wurden jedoch den Fähigkeiten und Stärken entsprechend etwas anders verteilt, als es bei ihren Vorgängern der Fall war. Zu Beginn der Einarbeitung lag ein grober Einarbeitungsplan vor, in dem beispielsweise erste Termine für das Kennenlernen des Verbands, seiner Dienste, Einrichtungen und Mitarbeitenden sowie der wichtigsten Stakeholder vorgesehen waren. Vieles wurde jedoch im Arbeitsalltag flexibel gesteuert – ein Vorteil. „Eine große Hilfe war für mich, neben der Beratung der erfahrenen Kollegen, ein Coaching zur Reflexion durch eine dritte Instanz“, berichtet Kreuzfelder.
Gemeinsamer Wille aller Beteiligten als Erfolgsfaktor des Vorstandswechsels
Im September und Oktober 2018 gingen die Vorgänger schließlich in den Ruhestand, sodass der organische Wechsel vollzogen war. „Die größte Herausforderung in der Übergangszeit war es aus meiner Sicht, die verschiedenen Vorstellungen der vier beteiligten Personen zu kommunizieren und den Prozess immer wieder auch gemeinsam offen zu reflektieren“, berichtet Kreuzfelder im Rückblick. „Ein zentraler Erfolgsfaktor war der gemeinsame Wille, den Verband in eine gute Zukunft zu führen. Das hat uns alle angetrieben und geeint.“ Die verfolgte Strategie der Offenheit aller vier Akteure sowie das Vertrauen zueinander habe laut Kreuzfelder ebenfalls zum erfolgreichen Verlauf des Wechsels beigetragen.
Der Übergangsprozess beim Caritasverband Oberhausen wurde in enger Abstimmung mit dem Caritasrat als Aufsichtsgremium geplant und umgesetzt und habe, so Kreuzfelder, über die Stadt und das Bistum hinaus positive Beachtung gefunden. „Meine Empfehlung an Akteurinnen und Akteure, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen, ist, sich frühzeitig Gedanken zum anstehenden Wechsel zu machen und dafür klare Ziele zu formulieren.“ Die Führungsspitze müsse sich rechtzeitig fragen, wie sie den Übergang gestalten will: „Und man sollte es konsequent als Veränderungsprozess denken und gestalten, da ein Wechsel an der Spitze relativ großen Einfluss auf die Kultur des Unternehmens hat“, gibt Kreuzfelder zu bedenken.
Text: Annika Vennemann / Linda EnglischAnnika Vennemann
Sie haben Fragen rund um das Thema Nachfolgeplanung? Sprechen Sie uns unverbindlich an!