

Passt Ihre Leitungsstruktur zu den zukünftigen Herausforderungen Ihrer Organisation? Welche Vorteile hat eine Einzelspitze? Welche dagegen eine Doppel- bzw. Mehrfachspitze? Die Führungsstruktur in den Blick zu nehmen, bietet sich besonders an, wenn eine langjährige Führungskraft das Unternehmen verlässt. Damit Sie die richtige Entscheidung für Ihre Organisation treffen, sollten Sie gezielt und systematisch an das Thema herangehen. Erfahren Sie im Beitrag, welche Methoden dabei zum Einsatz kommen und welche Faktoren Sie beachten sollten.
Die Generation der geburtenstarken Jahrgänge, die sogenannten Babyboomer, erreichen nach und nach das Renteneintrittsalter – zu ihnen gehören auch viele langjährige Führungskräfte des Top-Managements der Gesundheits- und Sozialwirtschaft. Deshalb gilt es jetzt, in den Organisationen eine neue Unternehmensführung zu gestalten.
Das ist eine große Herausforderung: Wie kann die Nachfolge so geregelt werden, dass das Unternehmen auch künftig gut aufgestellt ist? Braucht die Organisation eine ganz neue Leitungsstruktur? Soll es eine Führungsspitze sein oder doch besser eine Doppelspitze – vielleicht sogar eine Dreierspitze? Dabei ist nicht immer das Festhalten an altbewährten Strukturen der richtige Weg: Was gestern erfolgreich war, bringt nicht zwingend auch morgen Erfolg. Vielmehr hängt gute Führung von der richtigen strukturellen Aufstellung mit relevanten Kompetenzen für zukünftige Herausforderungen ab. Sie sollten sich bei der Nachfolgeplanung also unbedingt fragen: Was benötigt Ihr Unternehmen für die Zukunft? Wie Sie herausfinden können, welche Spitzenstruktur die richtige für Ihr Unternehmen ist und welche Methoden dabei zum Einsatz kommen, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Die Möglichkeiten, Führung zu gestalten, sind vielfältig. Es gibt den „spiritus rector“ an der Spitze, der mit einer zweiten Führungsebene (z. B. durch regionalverantwortliche Führungskräfte) agiert. Bei einer Doppelspitze können entweder gleichberechtigte Partner*innen zusammenarbeiten oder es herrscht ein „primus inter pares-Modell“. Bei dieser Variante kann z. B. einer von beiden als Sprecher*in des Vorstands fungieren und in dieser Position auch entscheidungsbefugt sein – muss es aber nicht. Darüber hinaus lässt sich auch eine Trias aus Chief Executive Officer, Chief Financial Officer und Chief Operation Officer einrichten.
Zunächst sollten Sie sich auf die strategische Ausrichtung Ihres Unternehmens fokussieren – jede Organisation muss hierbei differenziert betrachtet werden – aus ihr leiten Sie ab, mit welcher Führungsstruktur Ihr Unternehmen den besten Erfolg erzielen kann. Notwendig ist zudem, einen Blick nach innen zu werfen und die Historie des Unternehmens zu betrachten. Einige Entscheidungshilfen ergeben sich auch anhand der Erfordernisse der Gremiengestaltung, des Gesellschaftsvertrags, der Satzung oder ähnlicher konstitutiver Regelungen (z. B. finanzielle Ressourcen) des Unternehmens. Nicht zuletzt sollten Sie berücksichtigen, ob der jeweilige Standort überhaupt über ausreichende Ressourcen an potenziellen Führungskräften verfügt.
Einzelspitze:
Mehrfachspitze:
Wenn Sie Ihre Unternehmensführung erfolgreich für die Zukunft aufstellen wollen, sollten Sie systematisch und methodisch geleitet an diese Aufgabe herangehen. Mit der Methode 7S4K, ermitteln Sie, welche Anforderungen ein Unternehmen an eine neue Führungsspitze stellt. Dabei wird im Rahmen des 7S-Modells zunächst ein Unternehmensprofil erstellt, das auf sieben Strukturelementen basiert. Dazu zählen harte Faktoren wie der Aufbau der Organisation und der Hierarchie, ebenso wie die angebotenen Leistungen und Regionen sowie Hilfefelder, in denen sich das Unternehmen betätigt. Außerdem werden auch Prozesse, Tools und Werkzeuge der Organisation betrachtet. Darüber hinaus fließen weiche Faktoren in die Analyse mit ein wie die Kompetenzen der Mitarbeitenden und des gesamten Unternehmens. Auch die Unternehmenskultur, Werte und Leitbilder spielen eine maßgebliche Rolle bei der Erstellung des Unternehmensprofils.
Betrachten Sie diese Strukturelemente in Ihrem Unternehmen genau, denn so finden Sie heraus, in welchen Bereichen das Unternehmen schon gut aufgestellt ist und was die Organisation aus Ihrer Sicht noch für die Zukunft braucht. Orientieren Sie sich dabei u. a. an diesen Fragestellungen:
Basierend auf Ihren Antworten ergibt sich eine Matrix, die aufzeigt, wo Sie als Unternehmen bereits gut aufgestellt und wo Sie noch Handlungsbedarf haben. Vor diesem Hintergrund gilt es, in den nächsten Schritten abzuleiten, welche Kompetenzen für die zukünftigen Aufgabestellungen für Sie ganz besonders relevant sind. Das 4K-Modell unterscheidet dazu vier Kompetenzfelder, denen die verschiedenen Fähigkeiten zugeordnet werden können:
Haben Sie die Methode 7S4K angewendet, kennen Sie die Anforderungen, die eine zukünftige Führungsspitze mitbringen und die Kompetenzen, über die sie verfügen sollte. Daraus können Sie auch ableiten, welches Führungsmodell für Ihre Organisation für die kommenden Jahre zielführend ist.
Sobald Sie wissen, welche Leitungsstrukturen und Kompetenzen die Organisation benötigt, gilt es, eine passende Nachbesetzung zu finden. Vergessen Sie dabei nicht die Talente in Ihrem Unternehmen – eine interne Besetzung spart Zeit und Kosten und fördert darüber hinaus die Mitarbeiterbindung. Das Management Audit ist ein Verfahren, mit dem ermittelt werden kann, welche Kompetenzen Sie in den Führungspositionen im eigenen Haus haben. So gelingt es Ihnen zum einen, schnell und strukturiert eine Nachfolge aus den eigenen Reihen zu finden. Zum anderen gibt das Audit auch Aufschluss darüber, welche Kompetenzen noch nicht vorhanden sind und entwickelt werden sollten. Dazu wird ein organisationsbezogenes Anforderungsprofil für die zweite Führungsebene erstellt, das die notwendigen Kompetenzen mittels Verhaltensanker messbar macht.
☛ Es stellt sich heraus, dass Ihre neue Führungsspitze starke Kompetenzen in den Bereichen Team-Empowerment und Fehlerkultur mitbringen sollte? Dann könnte das Anforderungsprofil so aussehen:
Der*die Kandidat*in
In einem nächsten Schritt sollten Sie überprüfen, inwiefern die notwendigen Kompetenzen bereits bei den Führungskräften in Ihrer Organisation vorhanden sind. Mit den folgenden drei Instrumenten gelingt es, sichere und valide Ergebnisse zu erzielen. Beachten Sie aber, dass solche Prozesse durch eine geschulte Person, z. B. im Rahmen eines Workshops durchgeführt werden sollten:
Gemeinsam mit contec haben die Nordeifelwerkstätten ein Management Audit in ihrer Organisation durchgeführt. Das Ziel des Trägers: Neuen Anforderungen der Kunden sowie den Herausforderungen im Rahmen der Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes in Zukunft sicher begegnen zu können. Im Rahmen eines Workshops wurden gemeinsam Überlegungen zur zukünftigen Aufbaustruktur der Nordeifelwerkstätten angestellt. Dabei stellten sich flachere Hierarchien und mehr Verantwortung für die Führungskräfte unterhalb der Geschäftsführung als wichtige Stellschrauben für das Erreichen der gesetzten Ziele heraus. Um die Führungsstrukturen dementsprechend neu zu organisieren, setzte der Träger diese Maßnahmen im Rahmen des Management Audits strategisch und gezielt ein:
Am Ende des Audits hatte der Träger Potenzialeinschätzungen sowie konkrete Entwicklungsempfehlungen für alle Teilnehmenden erarbeitet. Darauf basierend führten die Werkstätten individuelle Entwicklungsgespräche mit den Führungskräften und setzten ein mehrjähriges Entwicklungsprogramm auf. Die neue Führungsstruktur konnte daraufhin schon bald in der Praxis umgesetzt werden.
☛ Lesen Sie hier mehr über das spannende Projekt der Nordeifelwerkstätten.
Die richtigen Führungsstrukturen zu finden, kann eine große Herausforderung für Unternehmen sein. Gehen Sie diese Aufgabe daher mit System und Methode an. Nur so gelingt es Ihnen, die Leitungsstrukturen zu finden, mit denen Ihre Organisation auch in Zukunft gut aufgestellt ist.
Text: Katharina OmmerbornSie brauchen Unterstützung bei der methodischen Ausarbeitung passender Leitungsstrukturen oder haben Fragen rund um das Thema Spitzenstruktur in Sozialunternehmen? Sprechen Sie uns unverbindlich an!
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