15. contec forum Pflege und Vernetzung: Jubiläumsprogramm stellt Weichen
„Schluss mit Sofortprogrammen!“ war eine der Forderungen, die aus dem 14. contec forum im Januar 2018 hervorgegangen sind. Anknüpfend an diese und andere Forderungen begeht die contec GmbH am 16. und 17. Januar in Berlin das Jubiläum des erfolgreichen Formates – 15 Mal contec forum. Unter dem Motto „Aktionsplan statt Aktionismus – Pflege wirksam verändern!“ diskutieren wieder rund 200 Vertreter und Vertreterinnen aus Politik und Branche die aktuellen sozialpolitischen Herausforderungen sowie konkrete Lösungsansätze für Fragen des Fachkräftemangels oder eine steigende Attraktivität des Pflegeberufes.
Unternehmerwagnis – Wer bezahlt die Pflege von morgen?
Machte letztes Jahr vor allem die vom Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (bpa) beauftragte Studie zur Bestimmung eines angemessenen unternehmerischen Wagnisses für die Anbieter stationärer Pflege Schlagzeilen, so geht die Diskussion 2019 mit der nunmehr fertiggestellten Folge-Studie zum Unternehmerwagnis in der ambulanten Pflege in die zweite Runde. Klar ist vor allem eines: Eine angemessene Vergütung des unternehmerischen Wagnisses wird für die Weiterentwicklung der Pflege benötigt. Die Diskussion um die bessere Bezahlung in der Pflege und die Vergütung des unternehmerischen Wagnisses macht deutlich: Pflege wird teurer werden! Dies darf aber nicht auf dem Rücken der Pflegebedürftigen und deren Angehörigen ausgetragen werden. Wir diskutieren, wie die Finanzierung der Pflege in Zukunft aussehen muss.
Gute Arbeit braucht gute Entlohnung – Kommt der allgemeinverbindliche Tarifvertrag?
Eine weitere wichtige Forderung aus dem 14. contec forum war die Steigerung der Attraktivität des Pflegeberufes, um das Selbstbewusstsein der Branche zu stärken. Ein Aspekt unter vielen stellt hier die Bezahlung der Pflegefachkräfte dar. Im Rahmen der von BMG, BMAS und BMFSFJ initiierten Konzertierten Aktion Pflege wird auch ein allgemeinverbindlicher Tarifvertrag für die Pflege geprüft. Wir diskutieren u.a. mit VertreterInnen der privaten sowie der freigemeinnützigen Pflege, mit Rechtswissenschaft, Politik, Arbeitgeberverbänden sowie Gewerkschaften und Betroffenen über rechtliche Schwierigkeiten z.B. hinsichtlich des Kirchenarbeitsrechtes sowie die Einschränkung der unternehmerischen Freiheitsgrade.
Pflege ist ein Wirtschaftsfaktor – in vielerlei Hinsicht
Der zweite Tag des contec forums widmet sich ausführlich einer starken Zukunft für die Branche. „Mehr (Fach-)Kraft für die Pflege“ lautet auch der Titel des Eröffnungsvortrages des Pflegebevollmächtigten der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, der den Auftakt zu der Vorstellung und Diskussion vieler innovativer und zukunftsweisender Modelle für die Gewinnung und Bindung von Fachkräften liefert. Wenn die Versorgung nicht mehr gewährleistet werden kann, wirkt sich das auf den allgemeinen Arbeitsmarkt aus. Fachkräfte reduzieren ihre Arbeit. Hier sind innovative Modelle zwischen Wirtschaft und Sozialwirtschaft gefragt, die die Beschäftigung von Mitarbeitenden am Arbeitsplatz sichern. Im Kreuzdialog diskutieren VertreterInnen des Bundesgesundheitsministeriums, des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie des Bundeswirtschaftsministeriums.
Führen alle Wege nach Rom? Lösungen gegen den Fachkräftemangel
Ob die Akquirierung internationaler Fachkräfte für die Pflege, die Stärkung des Pflegenachwuchses durch bessere Ausbildungsbedingungen, eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch Betriebs-KiTas oder arbeitsplatznahe Tagespflegeplätze: Möglichkeiten zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Gewinnung von Fachkräften gibt es viele. Wir stellen konkrete Lösungsansätze anhand von Best-Practice-Projekten und neuen Methoden vor, diskutieren notwendige Schritte für die Ausbildungsoffensive mit PraktikerInnen und ExpertInnen der Politik und schauen exklusiv auf ein Jahr Buurtzorg in Deutschland. 2017 von Jos de Blok, dem Gründer des niederländischen Modells, auf dem 13. contec forum erstmalig vorgestellt, freuen wir uns 2019 auf Gunnar Sander, der das Modell Buurtzorg in Deutschland in der Praxis umsetzt. Denn die wohl wichtigste Forderung des 14. contec forums bestand darin, dass die Pflege aus ihrem Schneckenhaus kommt und offensiv für ihre Interessen einsteht. Politik ist allzu oft reaktiv, also müssen wir aktiv sein, anstatt zu warten, bis die Rahmenbedingungen sich ändern. Buurtzorg Deutschland ist nur eines von vielen Beispielen dafür, wie dies gelingen kann.
Text: Marie Kramp©contec GmbH/Ulrich Lange
Detlef Friedrich
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