World Café: Kreative Lösungen durch Dialog

Die World Café Methode ist eine simple Möglichkeit, um Expert*innen zu einem in sich komplexen Thema wie dem der Fachkräftegewinnung und -bindung zu vernetzen. Zusammen entstehen innovative Ideen, weil alle über ihren Tellerrand hinwegschauen. Aber was genau ist die World Café Methode? Wie lässt sie sich umsetzen und welche Vorteile bietet sie gegenüber anderen Formaten? Anhand der contec Veranstaltungsreihe „Fachkräfte World Café“ nehmen wir Sie in diesem Beitrag mit – von der Vorbereitung bis zur Ergebnisdarstellung.

Mit dem Wechsel von Generationen hat sich der Arbeitsmarkt in der Pflege über die letzten Jahre immer mehr in Richtung eines Bewerbermarktes entwickelt. Besonders mit Blick auf den Fachkräftemangel, der sich u. a. durch die Alterung der Gesellschaft weiter verstärkt, ist für die Gesundheits- und Sozialbranche klar: Arbeitgeber müssen sich an diesen Bewerbermarkt anpassen. Nur dann werden sie weiterhin Nachwuchskräfte gewinnen. Sie sollten sich deshalb fragen: Wie entwickeln wir uns zu einem attraktiven Ausbilder für Mitarbeiter*innen und Bewerber*innen?

Nun umfasst der Begriff des/der attraktiven Ausbilder*in mehrere Dimensionen: Es geht darum, Generationenkonflikten achtsam zu begegnen, durch die Prävention von Ausbildungsabbrüchen nachhaltig zu handeln und innovativ zu bleiben. Digitale Kompetenzen und Technologien sollten die Ausbildung begleiten.

Aber wie kann ein*e Arbeitgeber*in all diese Dimensionen abbilden? Die World Café Methode bietet eine Möglichkeit, sich dieser vielschichtigen Fragestellung anzunähern. Deshalb vereint die ursprünglich aus der Fachkräfteinitiative care4future entstandene contec Veranstaltungsreihe mittlerweile alle Fachkräfte-Themen von contec. Die Fachkräfte World Cafés von contec stellen Erfahrungsaustausch, Vernetzung und Innovation in den Mittelpunkt und sind damit für verschiedene Themenkomplexe in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft eine geeignete Herangehensweise.

World Café – was ist das?

Ein World Café ist ein Workshop mit dem Ziel, einem Problem/Thema durch themengeleitete Diskussionen auf den Grund zu gehen. Die Methode liefert die nötigen Werkzeuge, um miteinander ins Gespräch zu kommen und innovative Ideen zu entwickeln. In Kleingruppen mit je eigenen Fragestellungen, Problemen oder Schlagworten bekommen alle Teilnehmer*innen die Möglichkeit, aktiv zur kreativen Lösungsfindung beizutragen.

Zudem bietet das World Café den passenden Anlass für einen Perspektivwechsel. In der Gesundheits- und Sozialbranche sitzen im Grunde alle in einem Boot, wenn es um das Thema Fachkräfte geht. Dennoch arbeitet meist jede*r für sich und der Austausch mit anderen bleibt aufgrund des Tagesgeschäfts häufig liegen. Hier setzen die contec World Cafés an: Sie bieten die Möglichkeit, sich mit anderen Akteur*innen auszutauschen und geleitet von Best Practices voneinander zu lernen.

Wie bereite ich ein World Café vor?

Thementische: Im Vorfeld zum Workshop sollten Sie sich überlegen, wie viele Teilnehmer*innen vor Ort sein werden und wie viele Kleingruppen daran orientiert nötig sind. Bestenfalls sind die Thementische für die jeweiligen Kleingruppen räumlich so voneinander getrennt, dass sie sich untereinander gut verstehen und nicht gegenseitig in die Quere kommen. Bei den contec World Cafés nutzen wir vorab verschieden-farbige Bänder, um die Personen ihren Gruppen zuzuteilen.

Diskussionsinhalte: Damit die Diskussionen zielgerichtet verlaufen und nicht zu sehr vom Thema abweichen, bekommt jeder Thementisch eine vorbereitete Fragestellung oder These als Diskussionsgrundlage. Damit gewährleisten Sie, dass sich die Diskussionen nicht doppeln und mehrere Aspekte eines Themas abdecken. Das ist allerdings nicht der einzige Nutzen der getrennten Thementische. Sie können auch dabei helfen, verschiedene Betrachtungsweisen auf das Thema auszudifferenzieren. Denn die World Café Methode ist agil und kann weitere Methoden einbeziehen, z. B. die Walt Disney Methode. In diesem Fall würden die Teilgruppen je eine Rolle repräsentieren und aus dieser Rolle heraus auf eine Fragestellung blicken: als Träumer*innen, Realist*innen und Kritiker*innen.

Moderation: Wir haben gute Erfahrungen damit gemacht, fachliche Expert*innen von contec als moderative Begleitung für die Thementische einzusetzen. Die Expert*innen kommen z. B. aus den Bereichen Personal-, Netzwerk- oder Digitalisierungsberatung und werden von zwei projektumsetzenden Personen aus care4future begleitet. So können unterschiedliche Themenbereiche und Perspektiven abgedeckt werden. Die contec World Cafés nehmen bezüglich der Fachkräftegewinnung und -bindung verschiedene Zielgruppen in den Blick: Neben Schüler*innen für die Nachwuchsgewinnung werden auch internationale Fachkräfte sowie Quereinsteiger*innen für soziale Berufe betrachtet. Die Moderator*innen können Diskussionen ein Stück weit lenken, sollten diese zu sehr von der vorgesehenen Themenverteilung abweichen. Zudem kennen die Expert*innen den Ablauf des Workshops und stehen stets für Fragen bereit.

Wie läuft ein World Café ab?

Die contec World Cafés starten immer mit kurzen Impulsen von Expert*innen, die Hintergründe des zu diskutierenden Themas präsentieren. Danach werden die Teilnehmenden den Thementischen zugeordnet, an denen ihre erste World Café Session startet. 40 Minuten haben die Gruppen Zeit, um sich mit der ihnen zugewiesenen Fragestellung zu beschäftigen.

In einem nächsten Schritt bewegen sich dann alle einen Tisch weiter. Dort bleiben sie für die zweite World Café Session und diskutieren eine andere Fragestellung. Die Besonderheit: An jedem Tisch bleibt eine Person aus der ersten Gruppe sitzen und erzählt den Neuen von den zuvor erarbeiteten Ideen und Erkenntnissen. Damit haben die Gruppen in der zweiten Runde eine Diskussionsgrundlage, die sie gemeinsam weiterentwickeln können. Je nach Thema und verfügbarer Zeit schließt sich dann noch eine dritte Session an.

In jedem Fall aber schließt das World Café mit der Präsentation und Reflektion der Ergebnisse im Plenum. Auch diese Ergebnispräsentation lässt sich kombiniert mit anderen Methoden unterschiedlich gestalten. Bei dem letzten contec World Café zum Thema attraktive Ausbilder*innen sollten die Ergebnisse z. B. anhand folgender Kernbotschaften zusammengefasst werden:

• Kreativste Idee
• Zentrales Learning bzw. wichtigster Handlungsansatz
• Spannendste Erkenntnis

Was sind die Vorteile eines World Cafés?

Die Beschreibung der World Café Methode hat Sie überzeugt und trotzdem fragen Sie sich, warum diese nun besser als andere Methoden sei? Darauf möchten wir gerne eingehen:

• Die kleinen Gruppen ermöglichen Diskussionen, die in die Tiefe gehen und mehrere Aspekte eines Themas abdecken. Trotzdem ist die Methode insgesamt simpel und unkompliziert.
• Für die Diskussionen untereinander gibt es einen vorgegebenen Rahmen, dieser ist jedoch agil und anpassbar.
• Neben den geleiteten Diskussionen bleibt in den Pausen genügend Zeit für Meinungs- und Erfahrungsaustausch. Die Teilnehmer*innen sind neuen Impulsen gegenüber offen und vernetzen sich untereinander.

Anwendungsbeispiel: Attraktive Ausbilder*innen in der Pflege

Zurück zum eingangs beschriebenen Beispiel, dem letzten contec World Café zum Thema attraktive Ausbilder*innen: Die drei Thementische widmeten sich je verschiedenen Merkmalen attraktiver Ausbilder*innen, sodass zum Ende der Veranstaltung Maßnahmen identifiziert wurden, die Ausbilder*innen attraktiver machen können. Hier ein kurzer Einblick:

• Achtsame Ausbilder*innen: Die von den Teilnehmer*innen identifizierten Generationenkonflikte liegen in der veränderten Akzeptanz von Rahmenbedingungen, unterschiedlichen Erwartungen, aber auch in gegenseitigen Vorurteilen. Attraktive Ausbilder*innen sollten sich auf die verschiedenen Generationen einlassen und diese an einem Tisch zusammenbringen, sodass mehr Verständnis füreinander entsteht.
• Innovative Ausbilder*innen: Digitale Tools sind ein wichtiges Werkzeug für innovative Ausbilder*innen. Dabei gilt allerdings stets: Technik kann helfen, muss aber nicht. Eine Bereicherung durch digitale Tools ist nicht bedingungslos gegeben. Stattdessen braucht es entsprechende Schulungen, um die Entwicklung von Technik zu gewährleisten. Sind die entsprechenden Rahmenbedingungen gegeben, empfiehlt es sich, sowohl VR als auch AR Technologien in den Pflegealltag zu integrieren. Dann können auch hybride Teams davon profitieren.
• Nachhaltige Ausbilder*innen: Es gibt viele Gründe dafür, dass Auszubildende in der Gesundheits- und Sozialbranche ihre Ausbildung abbrechen. Dafür sprechen u. a. eine fehlende Resilienz, finanzielle, familiäre und persönliche Herausforderungen, sowie die geringe Anzahl an Praxisanleitungen. Eine fehlende Begleitung der Auszubildenden geht häufig mit einem Praxisschock in den praktischen Phasen der Ausbildung einher. Zentrales Learning des Thementisches war: Es gibt nicht den einen Grund oder die eine Lösung für Ausbildungsabbrüche in der Pflege. Vielmehr geht es darum, eine lernfördernde Ausbildungsumgebung mit viel Offenheit und transparenter Begleitung zu schaffen.

Die Ergebnisse sowie die Beschreibung der Methode sagen Ihnen zu? Dann zögern Sie nicht, die Methode selbst zu testen. Außerdem stehen Anne Reinartz und Anna Pöschel, unsere Expertinnen für die World Café Konzeption, gerne für Fragen zur Verfügung.

Text: Anne Reinartz / Anna Pöschel / Leonie Hecken