Teamkonflikte? – Ursachen und Lösungen

Teamkonflikte lösen
Freitag, 16 August 2019 09:57

Mit der Trennung von Fach- und existenzsichernden Leistungen und dem Paradigmenwechsel des BTHG, der die Eingliederungshilfe vom Fürsorge- zum Teilhabesystem reformiert, muss auch ein neues Rollenverständnis der Mitarbeitenden in sozialer Arbeit und Heilpädagogik her. Der Fachkräftemangel der Branche macht es zusätzlich zu allen sozialpolitischen Herausforderungen unabdingbar, Mitarbeitende zu qualifizieren und ans Unternehmen zu binden. Klient*innen und Mitarbeitende müssen sich gleichermaßen in ihren neuen Rollen zurechtfinden. Grundvoraussetzung hierfür ist eine Auseinandersetzung mit der Funktionsfähigkeit der Teams und die Lösung vielfach bestehender Teamkonflikte. An dieser Stelle setzt das Instrument der Teamanalyse und Strukturberatung an.

Ungelöste Teamkonflikte beeinträchtigen die Dienstleistungsqualität

In vielen Einrichtungen der Eingliederungshilfe haben sich parallel zueinander über Jahre hinweg zwei verschiedene Entwicklungen vollzogen, die zusammengenommen das Potenzial für Teamkonflikte steigern:

Entwicklung der Mitarbeiterschaft: Die älteren Generationen scheiden nach und nach aus der Erwerbstätigkeit aus und die jüngeren Generationen Y und Z rücken nach. Es ist weitgehend bekannt, dass diese im Vergleich zu der Generation X oder den noch älteren Baby Boomern andere Prioritäten zwischen Arbeit und Freizeit setzen und höhere Erwartungen an ihren Arbeitgeber haben. Diesem Umstand muss man frühzeitig Rechnung tragen, z. B. durch moderne Personalkonzepte oder Arbeitszeitmodelle. Ist dies nicht passiert, bietet das Brennstoff für die Unzufriedenheit am Arbeitsplatz und damit insbesondere für intergenerationale Teamkonflikte, die sich über Jahre etabliert haben können.

Entwicklung der Klientel und der Bewohnerstrukturen: Parallel hat sich auch die Klientel in ihren Bedarfen weiterentwickelt und wird anspruchsvoller. Ausgesprochen hohe, qualifizierte Betreuungsbedarfe können zu Überforderung bis hin zu Übergriffen, Langzeiterkrankungen und anderen Problemlagen führen – speziell bei jüngeren Mitarbeitenden. Darunter leidet immer auch das Team, und Konflikte sind vorprogrammiert. Außerdem hat die Zusammensetzung einzelner Wohnbereiche lange unter der Prämisse stattgefunden, dass eine heterogene Struktur der Bedarfe sich positiv auf die Menschen mit besonders hohem Betreuungsanspruch auswirken könne. Heute wird deutlich, dass eben dieses Vorgehen sowohl bei Bewohner*innen als auch bei Mitarbeitenden zu Frustration führen kann, wenn letztere nicht allen Menschen in ihren Bedürfnissen gerecht werden können.

Diese beiden Aspekte, zusammengenommen mit fehlenden fachlichen Weiterbildungen für die Mitarbeitenden, bieten nicht nur den Nährboden für Teamkonflikte, sie beeinträchtigen auch die Dienstleistungsqualität. Nur eine volle Funktions- und Leistungsfähigkeit der Teams führt zu den bestmöglichen Ergebnissen für die Klient*innen, insbesondere in einer Zeit, in der sich die Rollenverständnisse beider Seiten so stark verändern wie durch das BTHG in der Eingliederungshilfe.

Teamanalyse: Bessere Atmosphäre, höhere Qualität und Prävention

Eine Teamanalyse bietet einen systematischen, niederschwelligen Ansatz, um dysfunktionale Team- und Bewohnerstrukturen langfristig zu verbessern. Nach der Erfassung des Status Quo – was sind Konflikt- und Problembereiche, wie leistungsfähig sind die Teams – sowie einer Analyse der bestehenden Bewohnerstruktur und Gruppenzusammensetzung hinsichtlich Diagnostik, Alter, Geschlecht, Pflegebedarf und individuellem Verhalten können Strategien zur Verbesserung der einzelnen Bereiche entwickelt werden, ggf. auch mit einer Neuzusammensetzung einzelner Gruppen. Zur weiteren Umsetzung werden mit den Mitarbeitenden u. a. Workshops zu (Grund-)Haltungsthemen in der Betreuungsarbeit durchgeführt.

Bei diesem Ansatz ist es von besonderer Wichtigkeit, die Teams von Anfang an einzubeziehen und für das Vorhaben zu gewinnen. Bei einem erfolgreichen Abschluss einer Teamanalyse profitieren alle Seiten: Das Team agiert in einer besseren Arbeitsatmosphäre geprägt von einer Steigerung der Motivation und Leistungsfähigkeit. Gleichzeitig verbessert sich dadurch die Dienstleistungsqualität und die Bewohner*innen finden sich leichter in ihrer Rolle zurecht – die Umstellung zu mehr Mitbestimmung kann auch hier eine Herausforderung sein. Der personenzentrierte Ansatz, der in den meisten Einrichtungen so gut es geht heute schon gelebt wird, wird systematisiert und in der Wirksamkeit besser abbildbar.

Text: Marie Kramp
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Johanna Triebenbacher

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