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Im Zuge der Pflegereform stehen Pflegeanbieter ohne Tarif unter Handlungsdruck, um ihren Versorgungsvertrag und eine auskömmliche Vergütung auch ab September 2022 zu sichern. Aber auch für diejenigen, die bereits nach Tarif oder Tarif-ähnlich zahlen, gibt es wichtige To-dos. Wir zeigen, wie Ihre nächsten Schritte je nach Ausgangssituation aussehen können und welche Fragen noch zu klären sind.
Die Erwartungen an eine umfassende Reform in der Altenpflege waren groß. Die Enttäuschung ist es an vielen Stellen ebenfalls: Zum Ende der Legislaturperiode hat die Bundesregierung eine gegenüber früheren Plänen und Entwürfen abgespeckte Pflegereform über Änderungsanträge in das Gesetz zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung (GVWG) eingebracht. Wenn die Kritikpunkte auch unterschiedlich gewichtet sind, fällt die Reaktion der Branchenverbände insgesamt skeptisch aus.
Viele Stimmen bezweifeln, ob die geplante Begrenzung der Eigenanteile im stationären Bereich angesichts steigender Preise überhaupt bei den Pflegebedürftigen ankommt und ob die Gegenfinanzierung der Maßnahmen ausreichend ist. Ob im Ergebnis tatsächlich überall höhere Löhne für Pflegekräfte stehen werden, halten einige Kritiker*innen auch für fraglich.
Ein Kernelement der Reform ist die Bindung des Versorgungsvertrags an die Anwendung eines Tarifs – mit dem Ziel, eine bessere Bezahlung in der Altenpflege zu erreichen. Heruntergebrochen gilt: Ab dem 1. September 2022 können nur noch solche Anbieter mit der Pflegekasse abrechnen, die ihre Mitarbeitenden nach Tarif entlohnen oder eine Vergütung in gleicher Höhe zahlen.
Viele Altenpflegeanbieter stehen nun vor offenen Fragen und wollen zeitnah die nächsten Schritte planen. Wir schauen uns genauer an, für welche Anbieter die Reform welche Bedeutung hat – und was jeweils zu tun ist. So viel vorweg: Auch die Anbieter, die bereits nach Tarif oder Tarif-ähnlich – und attraktiv – vergüten, sollten sich nicht einfach entspannt zurücklehnen.
Für zahlreiche Anbieter ergibt sich aus der neuen Regelung ein klarer Umsetzungsauftrag.
Bisher ist noch unklar, ob sich die Tarifpflicht auf alle Dienstarten erstrecken wird (Hauswirtschaft, Verwaltung usw.) und inwieweit Sub- und Fremdgesellschaften eingeschlossen sind. Nach unserer Einschätzung ist es wahrscheinlich, dass sich die Regelung auf direkt für die „Pflege oder Betreuung von Pflegebedürftigen“ zuständige Personen und auf eigene Mitarbeitende erstreckt.
Für alle Betreiber von nicht unmittelbar tarifgebundenen Pflegeeinrichtungen gilt also, dass der Abgleich der eigenen Entlohnungsstruktur jetzt ein notwendiger Schritt ist. Diejenigen, deren Vergütung unter Tarifniveau liegt, müssen entsprechende Schritte hin zu einer Anpassung in die Wege leiten.
Pflegeanbieter müssen dann für sich prüfen – oder durch externe Expert*innen prüfen lassen – welche Möglichkeiten einer tarifgebundenen Entlohnung in Frage kommen.
Zur Beantwortung der Fragen bietet es sich an, eine Übersicht zu erstellen, in der die bestehende Vergütungsordnung mit anderen Tarifverträgen bzw. regional geltenden Lohnvereinbarungen zu einem bestimmten Stichtag verglichen werden kann. Dafür benötigen Sie zeitnah eine Datengrundlage, vor allem:
Am Ende der Analyse sollte das Ergebnis stehen, welche der Lohnvereinbarungen die unternehmerisch sinnvollste ist. Hierbei sollten Träger sich nicht ausschließlich darauf konzentrieren, welche Variante die kostengünstigste mögliche Lösung ist. Die Frage ist vielmehr, was für einen Träger individuell und auf längere Sicht das Beste ist – mit Blick auf die Vergütung der Mitarbeitenden und die Preise für die Pflegebedürftigen.
Nach der Auswahl der individuell besten Lösung für eine tarifgebundene Entlohnung im Sinne des neuen Gesetzes kann die Überleitung auf den neuen Tarif erfolgen. Im Anschluss ist eine Neuverhandlung der Pflegesätze unumgänglich, um die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens auch für die Zeit nach der Umstellung zu gewährleisten.
☛ TIPP: Die für die Analyse notwendigen Daten und Personallisten liegen erfahrungsgemäß nicht immer (vollständig) und aufbereitet vor. Fangen Sie daher rechtzeitig mit den Vorbereitungen an. Wir gehen davon aus, dass die Pflegekassen mit Blick auf künftige Verhandlungen aufrüsten und mehr Details einfordern werden. Es ist absehbar, dass der Personaleinsatz zukünftig noch stärker und detaillierter überprüft wird.
Die Pflegereform wird auch Auswirkungen für solche Träger mit sich bringen, die heute schon tarifgebunden oder nach kirchlichen Arbeitsrechtsregelungen zahlen. Denn sollte es durch die Änderungen zu einer Angleichung der Vergütungshöhen kommen, könnten sich gerade für Träger und Einrichtungen neue Herausforderungen ergeben, die bisher (auch) aufgrund ihrer attraktiven Entlohnung noch Erfolge bei der Gewinnung und Bindung von Fachkräften haben.
☛ TIPP: Bereits tarifgebundene Träger sollten sich nicht zurücklehnen. Vielmehr können die Auswirkungen einer veränderten Marktsituation vorgedacht und entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden.
Je nachdem, was die Analyse entlang dieser Fragen für Ihren Träger ergibt, sind individuell passende Maßnahmen, u. a. im Bereich des Employer Brandings und des klassischen Marketings, sinnvolle Schritte. Es lohnt sich, den Markt genau im Blick zu haben!
Die Frage, wie sich die neue Regelung auf die wirtschaftliche Situation, auf Entgelte und Preise auswirkt, drängt sich auf – insbesondere in den Einrichtungen, die fortan höhere Löhne zahlen werden.
Dabei richtet sich der Blick insbesondere auf den Wagniszuschlag, der in der Reform nicht konkret aufgegriffen wird (siehe dazu u. a. die Position des bpa) und die Möglichkeiten für unternehmerisches Handeln unter den geänderten Bedingungen. Wichtige Fragen für die Branche sind:
Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden in vielen der Einrichtungen, die künftig höhere Löhne zahlen, die Preise für die Klient*innen ansteigen – trotz der Reduzierung der Eigenanteile gemäß der neuen Reform. Auch wenn in der Altenpflege aktuell in den überwiegenden Regionen selten von einem „Kundenproblem“ die Rede ist, sollten Träger die möglichen Auswirkungen nicht unterschätzen. Wie reagieren beispielsweise Pflegebedürftige und ihre Angehörigen, die sich mit Blick auf den Preis für eine Einrichtung oder einen Anbieter entschieden haben? Es ist daher wichtig, sich mit den Kostensteigerungen und deren zu erwartenden Folgen aus strategischer Sicht zu beschäftigen.
☛ TIPP: Lassen Sie die Kundenperspektive nicht außer Acht. Das heißt vor allem:
Die Reform wird die Wettbewerbssituation in der Altenpflege, mit Blick auf den Arbeitnehmer-, aber auch den Bewohnermarkt, revolutionär beeinflussen. Für Träger ist es sinnvoll, nicht allein die kurzfristig notwendigen Schritte anzugehen, sondern auch die langfristige Perspektive einzunehmen. In den vielen offensichtlichen Herausforderungen liegen auch große Chancen und Potenziale. Die Reform bringt viele Gründe mit sich, um sich jetzt strategisch gut aufzustellen: vom Employer Branding und klassischen Marketing bis hin zur Entwicklung Ihrer (operativen) Führungskräfte als Attraktivitätsfaktoren können Sie jetzt schon viel tun.
☛ Wie wir Sie rund um das Thema Pflegereform und Tarifpflicht unterstützen können, lesen Sie hier.
Sie brauchen Unterstützung bei der Prüfung geeigneter Tarife und/oder der Überleitung? Oder Sie wollen Ihr Unternehmen mit Blick auf die Folgen der Pflegereform gut aufstellen? Unser multidisziplinäres Team kann Sie je nach Bedarf flexibel unterstützen. Sprechen Sie uns einfach an!
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