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Wie können sich die Verbände der Pflegebranche so positionieren, dass sie politische Wirksamkeit entfalten? Auf dem 21. contec forum diskutierten Vertreter*innen von vier verschiedenen Pflegeverbänden (BKSB, bpa, DEVAP, VKAD) offen über ihre Gemeinsamkeiten, Differenzen und die Möglichkeiten, mit einer geeinten Stimme in die politische Debatte einzugreifen – auch mit Blick auf die Bundestagswahl und folgende Koalitionsverhandlungen.
„Pflege und Gesundheit“ sind die zentralen Handlungsfelder aus Sicht der Wähler*innen in Deutschland. So zeigt es eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag des AOK-Bundesverbands. Eine einmalige Chance für die Pflegeanbieter und ihre Verbände, ihre Themen und Positionen zu platzieren. Doch können – und wollen – die Pflegeverbände, als Vertreter*innen der kommunalen, konfessionellen sowie privaten Träger, dabei mit einer Stimme sprechen? Eine aktuelle Antwort gab das „Verbände-Podium“ beim 21. contec forum im Januar 2025 in Berlin, das die Verbände gemeinsam auf die Bühne holte.
Pflegeverbände | die Podiums-Teilnehmenden:
Dr. Alexander Schraml (BKSB) | Norbert Grote (bpa) |
Anna Leonhardi (DEVAP) | Andreas Wedeking (VKAD)
Die Runde, moderiert von contec-Gastgeberin Eva Lettenmeier, zeigte: Die Verbände fremdeln nicht mehr. Man spricht offen über „Verbandseitelkeiten“, über immer noch Trennendes, aber auch viele Gemeinsamkeiten – und auch darüber, dass man in der Vergangenheit die Regulierungsspirale durchaus auch mitgedreht habe. Im Zentrum steht für alle Verbände, so betonten es die Vertreter*innen, immer die Versorgungssicherheit für die Menschen.
„Uns eint Unterschiedlichkeit“ – die Teilnehmenden stellten heraus, dass durch die Vertretung konfessioneller, kommunaler und privater Einrichtungen eine Unterschiedlichkeit bestehen muss, u. a. da diese wirtschaftlich unterschiedlich ausgerichtet sind. Dort, wo es unterschiedliche Auffassungen über den richtigen Weg gibt, ist das Ziel dennoch in aller Regel das gleiche – so zum Beispiel im Fall der Weiterentwicklung der Pflegeausbildung durch die Generalistik.
Die Verbände-Vertreter*innen betonten in der gemeinsamen Runde ebenfalls übereinstimmend die Ansicht, dass Pflege nicht genug gehört und gesehen wird. Es gehe aktuell darum, echte, politisch wahrgenommene Relevanz und Sichtbarkeit zu schaffen. Um dieses Ziel zu erreichen, zeigten sich alle Podiums-Redner*innen offen für eine verstärkte Zusammenarbeit und für das Überwinden von Unterschieden. Mit gemeinsam formulierten Lösungen könne mehr Handlungsdruck in Richtung der Politik entstehen. Denn mit Blick auf die hohe Relevanz-Bewertung der Themen Gesundheit und Pflege in der Gesellschaft stellten die Diskutierenden immer wieder die Frage, warum diese Breite in den Wahlprogrammen der Parteien zur Bundestagswahl nicht zu finden sei.
Zu den großen Forderungen der Verbände für die Bundestagswahl und die folgenden Koalitionsverhandlungen gehören die Bezahlbarkeit von Pflege für pflegebedürftige Menschen, eine grundlegende Reform des Pflegeversicherungssystems und wirtschaftliche Sicherheit für die Träger.
Die einzelnen Forderungen der Podiums-Teilnehmenden sehen Sie im Video:
Mit dem Ziel, Relevanz zu erzeugen, ergab sich die Frage, ob ein übergreifender Verband oder eine Form der gemeinsamen Repräsentation der Interessen „der Pflege“ denkbar und sinnvoll sind. Während das Gedankenspiel einer zusätzlichen Struktur vor allem die Assoziation von unnötiger Komplexität hervorrief, fand wiederum die Idee von stärkerer Zusammenarbeit und einem gemeinsamen Auftritt bei wichtigen Themen – ohne zusätzliche Strukturen – bei allen Beteiligten Anklang.
Sehen Sie die einzelnen Statements der Diskutierenden im Video:
Ein entscheidender Moment der Diskussion war die Anregung mehrerer Teilnehmender aus dem Publikum, ein gemeinsames Positionspapier zur Wahl bzw. für die Koalitionsverhandlungen zu erarbeiten, um Politiker*innen möglichst eindringlich die wichtigsten Forderungen mitgeben zu können. Darin solle es insbesondere um ein Sofortprogramm gegen die Versorgungskrise und um die grundlegende Reform des SGB XI gehen. Hierbei richtete sich der Wunsch der forums-Teilnehmenden an contec, diesen Prozess als neutrale Instanz zu begleiten. Wer mit Verbandsstrukturen vertraut ist, weiß, dass dies ein bedeutender Schritt ist. Wird der Impuls aus der Diskussion von den Pflegeunternehmen mitgetragen werden?
Zum aktuellen Stand (Ende Februar): Die Weiterentwicklung im Nachgang des contec forums ist gestartet – den Anfang machte ein erstes Sondierungstreffen mehrerer Pflegeverbände in Berlin auf Einladung von contec. Vertrauensaufbau und das gemeinsame Ziel, die Stimme der Pflegeanbieter zu stärken, prägten den ersten Austausch. Denn: Die Pflege braucht dringend eine starke, geeinte Stimme – besonders in einem Wahlkampf, in dem sie seitens der Parteien quasi kaum eine Rolle gespielt hat. Es wurde aber auch deutlich, dass das Vorhaben kein Schnellschuss werden kann. Die Teilnehmenden haben im ersten Treffen ausgelotet, wie dieses Neuland erschlossen werden kann. Die contec-Begleiter*innen freuen sich auf den weiteren Prozess.
Ein wichtiges Fazit des Panels mit Blick auf die Positionen der Pflegeverbände war, dass Vielfalt in der Verbändelandschaft keine Schwäche sein muss. Im Gegenteil: Pluralität kann eine Stärke sein, wenn es gelingt, gemeinsame Ziele zu formulieren und geschlossen aufzutreten, dann, wenn es darauf ankommt. Die Pflegebranche hat in der bevorstehenden politischen Neuausrichtung die Gelegenheit, sich mit einer gemeinsamen klaren Stimme in die politische Agenda einzubringen. Ob diese Chance genutzt wird, hängt von der Bereitschaft der Beteiligten ab, den eingeschlagenen Weg konsequent weiterzugehen. Wir halten Sie auf dem Laufenden!
Titelfoto: contec GmbH
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