Innovation – ein Muss in der Sozialwirtschaft!
Innovation ist ein beliebter Begriff: Er wird gerne und häufig verwendet – und auch werblich genutzt. Für die Gesundheits- und Sozialwirtschaft verbirgt sich hinter dem Begriff jedoch vor allem eine zentrale Voraussetzung für eine erfolgreiche und zukunftsfähige Arbeit. Das wird auch aktuell im Kontext der Corona-Krise und der damit verbundenen Herausforderungen besonders deutlich. In unserer Innovationsreihe beleuchten wir daher verschiedene Facetten von Innovation in der Branche und zeigen spannende Beispiele auf.
Innovation, wörtlich Neuerung bzw. Erneuerung, kann sich auf Produkte, Prozesse, Organisationen, Geschäftsmodelle, das soziale Umfeld und vieles mehr beziehen und entsprechend unterschiedlich im Ausmaß sein. Wenn die Gesundheits- und Sozialwirtschaft auch nicht diejenige Branche ist, die als erstes mit Innovation verknüpft wird, ist der Bedarf für Neuerungen hier jedoch umso größer: Angesichts aktueller Herausforderungen wie dem Fachkräftemangel – der unter den gegebenen Umständen der Corona-Krise deutlicher denn je in Erscheinung tritt – müssen dringend veränderte Strukturen, Systeme und Prozesse her, um auch in Zukunft noch leistungsfähig zu bleiben.
Die Branche braucht dazu auch den Mut, Ideen wachsen zu lassen, damit sie zu Innovationen werden können. Es braucht Menschen und Organisationen, die als Quer- und Vordenker vorangehen. Innovative Lösungen können nur dann entstehen, wenn bestehende Strukturen nicht als unveränderbar betrachtet werden. Es geht dabei nicht um kosmetische Korrekturen: Ein ganzheitlicher Ansatz setzt bei der Suche nach Lösungen, wenn nötig, auch an den organisatorischen sowie gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und Strukturen an.
Zutaten und Schritte der Innovation
Wie kann Innovation entstehen? Zunächst braucht es eine Idee zur Veränderung. Es gibt aber weitere Zutaten: Ein (oder mehrere) Innovationsträger bzw. -treiber sind gefragt, die eine existierende Idee weiterentwickeln und schließlich in die Praxis tragen. Außerdem braucht es entsprechende Rahmenbedingungen, die das ,Austesten‘ von neuen Ideen überhaupt ermöglichen. Ideengeber und Innovationstreiber müssen dabei nicht unbedingt identisch sein. Wie sieht der Weg von der Idee zur ,fertigen‘ Innovation im Einzelnen aus? Zwar lässt sich hier nicht pauschalisieren – jede Innovation ist einzigartig – doch lassen sich anhand eines von contec entwickelten Innovationsprozesses Kernphasen identifizieren und beschreiben.
Ein vollständig durchlaufener Innovationsprozess beginnt bei der „Ideengeneration“. Entstehen kann eine Idee dabei auf verschiedenen Wegen, beispielsweise aus globalen Trends oder aber auch durch die individuellen Wünsche und Bedürfnisse Einzelner. Sie kann zum Beispiel in Workshops oder im Rahmen eines BarCamps verfolgt und konkretisiert werden. Im Anschluss folgt die Phase der „Exploration“, in der es u. a. darum geht, die Umsetzbarkeit und Risiken im Zusammenhang mit einer Idee zu ergründen und den Hintergrund genauer auszuleuchten.
In der Phase der „Prototypentwicklung“ werden Ideen erstmals Wirklichkeit und sogenannte First Mover sammeln erste Praxiserfahrungen. In der nächsten Phase, „Transfer & Optimierung“, geht es darum, einen entwickelten Prototypen auf andere Kontexte zu übertragen und gegebenenfalls anzupassen. Ist schließlich die finale Phase der „Standardisierung & Skalierung“ erreicht, lautet das Ziel, aus Einzelprojekten einen Standard zu generieren. Dabei spielt die wirtschaftliche Optimierung eine Rolle, die Orientierung am Bedarf des Marktes ist zentral.
Innovation ist Teamsport
Die Betrachtung als Prozess macht Innovation greifbarer. Darüber hinaus gibt es verschiedene konkrete Ansätze, welche die Entstehung und vor allem das Gelingen von Innovation ermöglichen. Ein solcher Ansatz ist das Design Thinking, das helfen kann, komplexe Problemstellungen anzugehen. Der Ansatz stellt explizit die Anwender*innen und ihre Perspektive in den Mittelpunkt. Design Thinking orientiert sich dabei an der Arbeitsweise von Designer*innen und Architekt*innen. Als zentrale Prinzipien gelten ein interdisziplinäres Team, das eine vielschichtige Betrachtungsweise ermöglicht, ein iterativer Prozess mit festgelegten Schritten, durch den eine schrittweise Annäherung an eine bedarfsorientierte Lösung erfolgen kann und der Raum, der z. B. mit flexiblen Raumkonzepten, Whiteboards und diversen Gestaltungsmaterialien den Visualisierungs- und Prototypingprozess unterstützt.
Innovation entsteht nicht im stillen Kämmerlein. Sie entsteht in der Zusammenarbeit verschiedener Akteure. Diese kommen – wie beim Design Thinking – idealerweise aus verschiedenen Disziplinen, um eine Berücksichtigung aller Perspektiven zu ermöglichen. Innovation findet oft an Grenzen, zum Beispiel zwischen verschiedenen Fachbereichen, statt, weshalb es sich anbietet, Netzwerke zu bilden. Dezentrale Innovationsstrukturen haben sich in der Praxis bewährt und ermöglichen eine selbstständige, dynamische Entwicklung innovativer Vorhaben. Ein enger Bezug zur Praxis ist dabei grundlegend.
Lernen Sie Facetten von Innovation kennen
Innovation bleibt ein komplexes Unterfangen. Die Unterstützung durch Partner mit Innovationserfahrung ist daher oft sinnvoll und hilfreich – ebenso wie der Austausch untereinander. In unserer mehrteiligen Innovationsreihe erwarten Sie spannende Innovationsprojekte, die sich in verschiedenen Phasen des skizzierten Innovationsprozesses befinden.
Lesen Sie in unserem nächsten Artikel mehr über care4future, das innovative Konzept zur Gewinnung von Nachwuchskräften in Pflegeberufen, an dem sich der Prozess idealtypisch darstellen lässt. Das care4future-Konzept befindet sich bereits am Ende des Innovationsprozesses und ist im Markt etabliert. Weitere Beiträge der Reihe werden sich z. B. mit Innovationen in den Themenfeldern der Personaleinsatzplanung sowie sektorenübergreifenden Formen der Quartiersversorgung beschäftigen. In Verbindung damit nehmen wir auch Innovation im Hinblick auf Rahmenbedingungen und das Selbstverständnis eines Trägers in den Blick.
Text: Dr. Jan Schröder/Nico Dahm © REDPIXEL/Adobe StockDr. Jan Schröder
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