Digitale Lösungen für die Pflege: 3 Best Practices

Digitale Lösungen
Mittwoch, 25 März 2020 14:30

Digitale Lösungen können sowohl Pflegende als auch Pflegebedürftige und ihre Angehörigen im Alltag maßgeblich unterstützen. So lassen sich beispielsweise verschiedene Prozesse durch digitale Unterstützung vereinfachen. Gerade auch angesichts von Herausforderungen wie dem steigenden Fachkräftemangel und dem demografischen Wandel sowie der daraus resultierenden Bedeutung der Fachkräftegewinnung und -bindung sind pragmatische digitale Lösungen eine große Chance. In diesem Beitrag möchten wir Ihnen daher drei spannende Digital-Projekte aus der Praxis vorstellen.

1) Digitale Unterstützung für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen

  • Problemstellung

Auf pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen kommen zahlreiche Entscheidungen und Formalitäten zu, welche die belastende Situation zusätzlich erschweren. Nur selten kennen sich die Betroffenen hinreichend mit den ihnen zustehenden Leistungen und bevorstehenden Vorgängen aus. Es entstehen Fragen, die eine zusätzliche Last bedeuten: Welche Formulare benötige ich? Welche Wohnform ist die passende? Welches Pflegeheim in der Nähe bietet einen freien Platz? In solchen Situationen ist es entscheidend, schnell und unkompliziert an die relevanten Informationen gelangen zu können, um sich voll und ganz auf den pflegebedürftigen Menschen zu konzentrieren.

  • Lösungsansatz

Die mitunsleben GmbH ist ein junges Start-Up, welches zusammen mit seinen 15 gemeinnützigen Gesellschafter*innen dem Wohl des Menschen dienen möchte. Ziel ist es, den „Pflegedschungel“ zu durchbrechen und die Pflegewelt transparent, fair, sozial und einfach zu machen. Das gemeinwohlorientierte Unternehmen hat gemeinsam mit seinen Nutzer*innen sowie den Mitgliedern des vediso e. V. die Plattform mitpflegeleben.de entwickelt, die erster Ansprech- und Lösungspartner für Menschen sein soll, die in besonderen Lebensstationen Beratung, Assistenz oder Hilfe benötigen. Über das weitgefächerte Informationsangebot hinaus können Betroffene die kostenlose digitale Beratungsassistentin ,Robin‘ in Anspruch nehmen, die Schritt für Schritt zu den individuell passendsten Angeboten führt. Daraufhin können sie die identifizierten Dienstleister direkt kontaktieren, ohne dass versteckte Zusatzkosten durch einen zusätzlichen Vermittler entstehen.

  • Aus der Praxis

„Durch die enge Arbeit mit den Angehörigen und Betroffenen sowie den Pflegeanbietern über den vediso e. V. bekommen wir hautnah mit, was gerade wirklich wichtig ist. Wir befinden uns noch in der Beta-Version, erhalten aber schon jetzt positives Feedback aus ganz Deutschland – dass beispielsweise unsere Profile der ambulanten und stationären Pflegeangebote optisch ansprechend und in vielen Fällen sogar informativer seien, als ihre eigenen Webseiten. Das freut uns natürlich sehr. Gerade in Zeiten von Corona ist es umso wichtiger, digital verfügbar zu sein – besonders wenn man ganz eng mit einer der Hauptrisikogruppen zusammenarbeitet. Wir hoffen, hier eine Untersützung zu sein und bieten alle Profile kostenfrei an, damit gerade die kleinen Einrichtungen dies auch schnell nutzen können. Nur so kann sich mitpflegeleben.de ständig weiterentwickeln. Ebenso wie die digitale Beratung ,Robin‘ lernen auch wir stetig dazu und beabsichtigen weiterhin Workshops durchzuführen bzw. Feedback von Endnutzer*innen sowie Leistungserbringern einzuholen.“ – Cornelia Röper, Geschäftsführerin mitunsleben GmbH.

2) Digitale Tourenplanung in der ambulanten Pflege

  • Problemstellung

Die ambulante Pflege weist spezifische Belastungsquellen auf, die die Qualität der Arbeit stören können. Dazu gehört zum Beispiel die Alleinarbeit vor Ort, die Unsicherheit in verschiedenen Settings sowie bei Pflegeleistungen, Informationsmangel oder Abstimmungsprobleme. Von den Mitarbeitenden ist dementsprechend nicht nur eine hohe Fachlichkeit gefordert, sondern auch eine verlässliche Kommunikation, Information und Dokumentation. Durch den Personalmangel und die daraus entstehende Arbeitsverdichtung können diese Herausforderungen aber kaum noch bzw. nur mit Minderung der Pflegequalität bewältigt werden.

  • Lösungsansatz

Digitale Tourenbegleiter in Form von Smartphones oder Tablets, die mit einer speziellen Software ausgestattet sind, können u. a. die Arbeitsqualität und -organisation in der ambulanten Pflege verbessern. Das vom Institut Arbeit und Wirtschaft der Universität Bremen und der Arbeitnehmerkammer Bremen ins Leben gerufene – und durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierte – Verbundprojekt KoLeGe konzentriert sich auf die Potenziale, die im Einsatz digitaler Tourenbegleiter sowohl für Führungs- als auch für Pflegekräfte liegen und entwickelt u. a. eine Umsetzungshilfe für die Einführung und Praxis dieser mobilen digitalen Assistenten in der ambulanten Pflege. Ein Projektpartner ist die Johanniter-Unfall-Hilfe e.V., die die digitalen Tourenbegleiter bereits seit mehreren Jahren in ihre tägliche Arbeit eingebunden hat. Im mobilen Einsatz stehen die Geräte mit der Pflegezentrale in Verbindung und bieten u. a. die Möglichkeiten, den Tourenverlauf zu kontrollieren und zu aktualisieren, eingehende Daten sofort in die Leistungsabrechnung zu übernehmen und die Pflegedokumentation sowie die Kommunikation zu digitalisieren. Zudem bietet der im Projektrahmen entwickelte Software-Prototyp für das Pflegeteam branchensoftwareunabhängige Informations- und Lernmöglichkeiten.

  • Aus der Praxis

„Im Projekt KoLeGe konnten wir zusammen mit unseren Projektpartnern u. a. eine Software entwickeln. Die sowohl online als auch offline nutzbare Desktopanwendung kann sowohl am Computer als auch als App auf den digitalen Tourenbegleitern (Smartphones) zur Verfügung gestellt werden. Durch die Erweiterung der bisherigen Nutzungsmöglichkeiten der digitalen Tourenbegleiter der üblichen Branchensoftwareangebote, bietet diese Software in einem geschützten Rahmen zusätzliche Kommunikations-, Informations- und Lernmöglichkeiten. Dadurch ermöglicht sie für Pflege- und Führungskräfte in der ambulanten Pflege eine deutliche Arbeitserleichterung und -sicherheit – beispielsweise durch das digitale Übergabebuch. Darüber hinaus wurden Handlungsleitfäden und Umsetzungskonzepte entwickelt, die ambulante Pflegedienste befähigen sollen, die Chancen und Potentiale, die die Digitalisierung ihrer Arbeitswelt mit sich bringt, erfolgreich und zielführend zu nutzen (Download möglich über die Infothek der Projekthomepage).“ – Stephanie Raudies, Projektkoordinatorin KoLeGe, Johanniter-Unfall-Hilfe e. V.

3) Digitale Fachkräftegewinnung in der Pflege

  • Problemstellung

Pflegeunternehmen fühlen sich durch den Fachkräftemangel immer stärker eingeschränkt. Zur erfolgreichen und langfristigen Besetzung von Stellen gilt es, sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren und Fachkräfte passgenau und zielgruppengerecht anzusprechen – dazu gehört auch die digitale Präsenz des Unternehmens und der Stellenangebote. Häufig fehlen den Unternehmen jedoch notwendige Erfahrungen sowie die digitale Infrastruktur und Ressourcen.

  • Lösungsansatz

Viele Fachkräfte suchen in erster Linie digital nach Stellen und halten sich generell viel im virtuellen Raum auf. Für Unternehmen ist es daher essenziell, sich durch eine gezielte digitale Recruiting-Strategie dort zu positionieren. Da hierfür Know-how und Ressourcen nötig sind, bietet conQuaesso® Advertising strategisches, digitales Stellenanzeigemarketing als Komplettlösung an. Ein spezialisiertes Team übernimmt das gesamte digitale Management der Stellenanzeige: In einem ersten Schritt wird auf Basis eines mit dem Unternehmen abgestimmten Anforderungsprofils die Stellenanzeige individuell und ansprechend gestaltet. Im Anschluss erfolgt die passgenaue und zielgruppengerechte digitale Verbreitung der Anzeige – in allgemeinen sowie branchenspezifischen Online-Jobbörsen (Multi-Channel-Posting) sowie via Google- und Social-Media-Marketing. Es gilt, die Anzeige leicht auffindbar zu machen, sie aber ebenso passiv Suchenden vorzuschlagen, um eine passende Bewerberauswahl zu generieren. Die eingehenden Bewerbungen leitet das Team übersichtlich aufbereitet und datenschutzkonform an den Kunden weiter.

  • Aus der Praxis

„Wir helfen sozialwirtschaftlichen Unternehmen bei der oft schwierigen Fachkräftegewinnung. Stellenanzeigen müssen ansprechend und aussagekräftig sein, um zu überzeugen. Entscheidend ist aber auch die breite und dabei zielgenaue digitale Vermarktung der Anzeigen, die unser Angebotsportfolio im digitalen Marketing ermöglicht. Neben diversen Stellenportalen nutzen wir gezielt Google-Marketing und die sozialen Medien, um die Fachkräfte zu erreichen. Die Ergebnisse überwachen wir genau und erstatten dem Kunden regelmäßig und transparent Bericht darüber. So konnten wir bereits zahlreiche, mitunter auch sehr spezielle Stellen schnell und erfolgreich für unsere Kunden besetzen. Zusätzlich erhöhen die Unternehmen durch die Kampagne auch insgesamt ihre Bekanntheit und steigern ihre digitale Präsenz.“ – Miriam Puhe, Fachberaterin Recruiting, conQuaesso® JOBS.

Text: Lisa Ringele
© Yura Fresh/ unsplash

Miriam Puhe

Portrait von Miriam Puhe , Leiterin Recruiting cQ JOBS, der contec

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