Fachtagung in Iserlohn: Digitale Technologien eröffnen neue Chancen für Inklusion
Wie die Digitalisierung die Arbeit in Werkstätten für Menschen mit Behinderung (WfbM) grundlegend verändern wird, war Thema einer Fachtagung in Iserlohn. Die von der Iserlohner Werkstätten gGmbH und der contec GmbH organisierte Veranstaltung gab spannende Einblicke in die wissenschaftliche Forschung und zeigte Beispiele aus der Praxis.
Bereits in ihrer Begrüßung betonten Birgitta Neumann (contec) und Martin Ossenberg (ISWE) die immensen Chancen der digitalen Transformation: „Assistenzsysteme und Cobots eröffnen völlig neue Wege der Inklusion“, so Neumann. „Sie unterstützen die Beschäftigten in den Arbeitsprozessen und lassen sich flexibel an individuelle Bedürfnisse anpassen. Vor ein paar Jahren wäre das so noch nicht denkbar gewesen.“ Auch Martin Ossendorf zeigte sich überzeugt davon, dass die Zukunft der Werkstätten digital ist. Er verwies dabei auf die besondere Verantwortung der Eingliederungshilfe: „Wir müssen die digitale Teilhabe und Kompetenzen stärken, digitales Engagement fördern und Digitalisierung überall und für alle Menschen erlebbar machen.“
Digitale Assistenzsysteme: Chancen für mehr Teilhabe
In den Vorträgen beleuchteten Expertinnen und Experten – darunter Dr. Sabrina Inez Weller vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und Dr. Anja Gerlemaier (Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen) – die Voraussetzungen für eine verbesserte Teilhabe in Ausbildung und Arbeit durch die Digitalisierung. Dabei wurde deutlich: Die Entwicklung steht erst am Anfang. Es bedarf massiver Anstrengungen von Politik, Wirtschaft, Eingliederungshilfe und weiteren Akteuren, um das ambitionierte Vorhaben auf die Schiene zu bringen. Nur wenige Unternehmen setzen derzeit inklusionsfördernde Technologien ein. Positive Beispiele finden sich vor allem in Großunternehmen sowie in Firmen mit hohem Digitalisierungsgrad. Auch die Hersteller stehen vor der Aufgabe, digitale Anwendungen noch stärker auf die spezifischen Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer anzupassen. Gleichzeitig müssen die Werkstätten mit den notwendigen personellen und finanziellen Ressourcen ausgestattet werden, um die digitale Transformation voranzutreiben.
Einen wichtigen Beitrag zur Förderung solcher Technologien leisten Netzwerke wie das daaap – Netzwerk für digitale Assistenzsysteme am Arbeitsplatz und das Innovationsnetzwerk INNET. Beide Plattformen unterstützen durch Wissens- und Erfahrungsaustausch, Beratung und Weiterbildung. Als Gründungsmitglied des daaap engagieren sich die Iserlohner Werkstätten seit Jahren intensiv für die Integration digitaler Technologien.
Von der Theorie zur Praxis: Ein Blick in die Werkstätten
Wie das konkret aussehen kann, wurde am Ende der Veranstaltung erlebbar: Bei einer Führung durch die Werkstätten konnten die Teilnehmenden sich Assistenzsysteme und kollaborative Roboter aus nächster Nähe ansehen. „Die digital ausgestatteten Arbeitsplätze sind bei unseren Beschäftigten besonders beliebt, zum Beispiel die Pick-by-Light-Arbeitsplätze. Sie leiten die einzelnen Arbeitsschritte so an, dass die Montage fehlerfrei gelingt, ohne dass eine Fachkraft dies überprüft“, berichtete Claudia Salterberg von den ISWE. Genau das sei die Stärke digitaler Assistenzsysteme: Sie gleichen physische und nicht-physische Beeinträchtigungen aus, wirken unterstützend und geben den Beschäftigten Sicherheit. So werden nicht nur Arbeitsprozesse optimiert, sondern auch die Inklusion von Menschen mit Behinderung gestärkt.
Text: Annette Borgstedt
Foto: ©Shutterstock
Birgitta Neumann
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