Anstieg der Pflegelücke, Nationale Teststrategie
News aus der Pflege:
BGW-Bericht zeigt dramatischen Anstieg der Pflegelücke auf
Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) hat nun den Bericht „Pflege in Deutschland – 2012 bis 2018“ veröffentlicht. Er soll die Frage beantworten, wie es Pflegekräften in Deutschland geht und wie sich ihre Situation in den vergangenen Jahren verändert hat. Die Langzeitanalyse im Auftrag der BGW zeigt einen „dramatischen Anstieg der Pflegelücke“: Zwischen 2012 und 2018 sei die Zahl der offenen Stellen in der Altenpflege um 71 Prozent gestiegen, in der Krankenpflege um 40 Prozent – und das, obwohl die Beschäftigtenzahl zugenommen habe. Abgefedert würde diese Lücke vor allem durch Überstunden. Die angespannte Personalsituation bleibe, so die BGW, nicht ohne Folgen: Zeitmangel und Stress gehören für Pflegekräfte zum Berufsalltag. Ein Lichtblick laut BGW-Analyse sei, dass die Zahl der Berufskrankheiten im Untersuchungszeitraum abgenommen habe und auch die Zahl der Arbeitsunfälle leicht gesunken sei.
Ergänzt werden die statistischen Daten durch aktuelle Interviews mit BGW-Betriebsberater*innen. Diese sehen einen erheblichen Nachholbedarf beim Einsatz von Hilfsmitteln in der Altenpflege, der systematischen Förderung von Aus- und Weiterbildung sowie der Beteiligung der Beschäftigten an den Prozessen und Abläufen. Positiv bewerten sie ein gestiegenes Bewusstsein für Selbstfürsorge. Die BGW-Betriebsberater*innen sehen zudem eine Wechselwirkung zwischen der medialen Berichterstattung, dem öffentlichen Ansehen des Berufs und der Eigenwahrnehmung: Zu selten würden Gute-Praxis-Beispiele gezeigt, stattdessen fast ausschließlich über Missstände berichtet. (s. dazu auch hier)
Nationale Teststrategie in Kraft getreten
Am 15. Oktober ist die neue Nationale Teststrategie des Bundesgesundheitsministeriums in Kraft getreten. Sie sieht unter anderem die großzügige Nutzung der Antigen-Schnelltests in Pflegeheimen und Krankenhäusern vor, um Personal, Besucher*innen sowie Patient*innen und Bewohner*innen regelmäßig auf das Corona-Virus zu testen. Antigentests bieten die Möglichkeit, mehr zu testen und schneller Infektionen zu erkennen. Somit soll insbesondere die Risikogruppe besser geschützt werden.
Der AWO Bundesverband begrüßt die Änderung der Testverordnung. „Unser Ziel war von Beginn an, die Sicherheit von Bewohner*innen in Pflegeeinrichtungen und Mitarbeitenden zu gewährleisten und ihnen gleichzeitig so wenige Einschränkungen wie möglich aufzuerlegen“, erklärt Brigitte Döcker, Mitglied des AWO Bundesvorstands. Von Anfang an habe die AWO kritisiert, dass Tests bislang erst nach nachgewiesenen Infektionsausbrüchen möglich und auch dann häufig nur unter Schwierigkeiten durchzusetzen waren. Nun biete die Teststrategie die Möglichkeit, eine Ausbreitung des Virus in Einrichtungen frühzeitig zu entdecken und einzudämmen ohne Besuchsverbote und Schließungen von Einrichtungen vorzunehmen. Allerdings mahnt Döcker auch an, dass bislang nur die Refinanzierung der Tests eindeutig vorgesehen sei. „Durch die neuen Testprozesse entsteht aber ein nicht zu unterschätzender personeller und finanzieller Mehraufwand, der ebenfalls refinanziert werden muss. Hier braucht es Klarheit“, fordert sie. (s. dazu hier)